Heiß, heißer – Singapur!
25 06 2012Nach entspannten 10 Tagen auf den Philippinen landeten wir am 31. Mai kurz vor Mitternacht auf dem Changi Airport in Singapur. Mit dem Hotel Shuttle ging’s problemlos auch zu dieser späteren Stunde in unser gebuchtes Hostel im Osten der Stadt (ja, schon wieder Jugendherberge, denn die Hotelpreise in Singapur sind mittlerweile ähnlich denen in westlichen Metropolen und ein Zimmer unter 30 Euro ist nur schwer zu bekommen), wo jedoch an Schlaf nicht zu denken war, denn das Testspiel Deutschland gegen Israel durften wir unmöglich verpassen. So kam es, dass wir am nächsten Tag erstmal ordentlich ausschliefen, bevor wir uns in den Trubel der Stadt stürzten.
Singapur ist ein Stadtstaat mit gut 5 Millionen Einwohnern, der sich nahe dem Äquator zwischen Malaysia im Norden und Indonesien im Süden befindet. Aufgrund der Äquator-Nähe ist das Klima dort tropisch-feucht und die Temperatur beträgt fast das ganze Jahr über ca 28 Grad. Die meisten Singapurer (klingt komisch, ist aber so korrekt) sind Chinesen (ca. 77 Prozent). Daneben leben dort auch 14 Prozent Malaien und 8 Prozent Inder. Die restlichen Prozent setzen sich aus unterschiedlichen Nationalitäten zusammen. Zudem befinden sich etwa 1,2 Millionen Gastarbeiter und Ausländer in Singapur, letztere besonders, weil dort viele internationale Firmen angesiedelt sind. Offizielle Sprache in Singapur ist malaiisch, wobei jedoch fast jeder zumindest einige Brocken Englisch (meistens mehr) spricht und auch in der Metro und in öffentlichen Bereichen überall englische Übersetzungen vorhanden sind
Wohl nicht nur innerhalb Asiens ist Singapur dafür bekannt, das Land mit den strengsten Gesetzen des Kontinents zu sein und sowohl Einheimische als auch Reisende müssen sich an einen ellenlangen Katalog mit teils abstrusen Vorschriften halten. Hier ein kleiner Auszug, mit welchen Regeln man als Reisender konfrontiert wird, wenn man Singapur besucht (Quelle: Hinweisschilder in Singapur und Wikipedia ;-)):
– Essen, Trinken und Rauchen in öffentlichen Verkehrsmitteln unterliegen hohen Strafen (500 bis 5.000 SGD) – dazu gehört auch einen Schluck aus der Wasserflasche zu nehmen!!
– Drogenschmuggel und -handel wird mit der Todesstrafe geahndet
– Vandalismus und Graffiti ziehen Geldstrafen als auch Prügel mit dem Rohrstock nach sich
– großes Thema Kaugummi: Um die Strassen endlich richtig sauber zu bekommen, war der Verkauf von 1992 bis 2004 komplett verboten. Privat importieren durfte man damals allerdings. Mittlerweile ist der Verkauf von Kaugummi zwar gestattet, jedoch weiterhin stark eingeschränkt. Der Käufer muss ein Arztrezept und seinen Personalausweis vorzeigen!
– Singapur ist wohl das einzige Land der Welt, in das man keine Zigaretten einführen darf – maximal eine angebrochene Schachtel mit nicht mehr als 17 Kippen ist erlaubt. Tja, da hatte sich Robbe direkt strafbar gemacht, denn er hatte einige Pakete von den Philippinen dabei. Gut, dass uns die Zöllner am Flughafen wie immer durchwinkten, wobei so ein verlauster Backpacker diesbezüglich wohl ein potentieller Kandidat für eine Kontrolle wäre, denn die Kippen kosten in Singapur um die 8 Euro pro Schachtel und da sorgt der kostenbewusste Qualmer schonmal vor…. Wir waschen uns jedoch trotzdem in Unschuld, denn von diesem Gesetz haben wir erst erfahren, als uns ein Singapurer beim Mittagessen darauf aufmerksam machte, dass Robbe seine Kippenschachtel ohne Steuermarke lieber nicht offen rumliegen lassen sollte…
– Und noch etwas Kurioses: Bei Ausreise mit dem Auto nach Malaysia muss der Fahrzeugtank noch mindestens zu drei Vierteln gefüllt sein. In Malaysia ist der Kraftstoffpreis nämlich nur etwa halb so hoch wie in Singapur und mal eben zum billig tanken über die Grenze zu fahren bleibt den Singapurern bei einer möglichen Geldstrafe von 500 SGD damit verwehrt.
– Lügen wird bei Nachweisbarkeit mit hohen Strafen ähnlich wie Betrug geahndet (2.000 bis 10.000 SGD). Zusätzlich kann der Strafbestand auch Prügel mit dem Rohrstock zur Folge haben. Üblicherweise liegen die Strafen bei der sog. „Lügerei“ bei 3–8 Schlägen.
– Homosexualität ist in Singapur illegal. Erst im Oktober 2007 wurde zudem Oral- und Analverkehr für heterosexuelle Personen ab 16 Jahren legalisiert.
Zusätzlich zu diesen teils unmöglichen Strafen kommt noch dazu, dass schwere Straftaten mit der Todesstrafe oder mit der sog Körperstrafe geahndet werden, wo der Verurteilte mit bis zu 24 Hieben in einem Durchgang auf das entblößte Gesäß gezüchtigt wird. Die Schläge mit dem Stock erreichen Geschwindigkeiten von mindestens 160 km/h und sollen so maximale Qualen bei kleinsten, dauerhaften Schäden erreichen. Die bleibenden Narben am Hinterteil tun dann wohl ihr Übriges dazu, den Delinquenten daran zu erinnern, ab sofort immer gesetzestreu zu bleiben…
Touristen sind von diesen aus dem Mittelalter anmutenden Strafmaßnahmen im übrigen nicht ausgeschlossen und so überlegt man in Singapur besser zweimal, sich mit dem Gesetz anzulegen…
Aber nun zurück zu unseren – allesamt gesetzestreuen- Aktivitäten in der Stadt. Da dies unser zweiter Besuch war, fiel die must see-Liste nicht mehr allzu lang aus und wir gingen die fünf Tage dort sehr entspannt an. Zunächst musste ein Problem mit Robbes Kamera-Objektiv gelöst werden, was uns die ersten Tage arg in Anspruch nahm und unzählige Besuche in Kamerashops und Einkaufszentren nach sich zog. Ganz ließ uns das Shoppingparadies Singapur dabei jedoch auch nicht kalt und so kam es, dass das ein oder andere Gramm zusätzlichen Gewichts zum Reisegepäck dazu kam (genauer gesagt genau 662 Gramm ;-)).
Den ersten Abend verbrachten wir an der Marina Bay und bestaunten dort die neu gebauten Hochhäuser und vor allem das Marina Bay Sands, ein 2010 fertiggestellter Gebäudekomplex mit grandioser Architektur. Marina Bay Sands besteht aus drei Hoteltürmen mit je 55 Stockwerken. Die drei Türme sind durch eine Dachterrasse, den sogenannten Sands SkyPark, verbunden.
Im Gebäude sind ein Hotel, Shops, ein riesiges Casino, ein Museum usw usf untergebracht. Jeden Abend gibt es an der Marina Bay zwei Lasershows, die das Gebäude beeindruckend in Szene setzen. Da waren wir wirklich mal wieder hingerissen und konnten uns gar nicht satt sehen. Bis zum 2. Juni fand zudem an der Marina Bay das Singapur Art Festival statt und wir haben uns am Abend noch zwei lustige und kostenfreie Performances angeschaut – perfekte Unterhaltung also!
Die nächsten Tage und Nächte durchstreiften wir den restlichen Teil der Stadt. Wir waren in Little India lecker indisch essen und haben uns sehr an unsere schöne Zeit in Indien erinnert gefühlt. Wir waren in Chinatown im Tempel, auf der Orchard Road bummeln (die Haupteinkaufsstraße Singapurs) und im Fort Canning Park spazieren. Wir haben im wohl schönsten Hindu-Tempel der Stadt, dem Sri Senpaga Vinayagar Tempel, eine beeindruckende Zeremonie beobachtet und sind abends am River vorbei an unzähligen Bars und Restaurants entlang geschlendert. Bei einem Abstecher ins arabische Viertel haben wir uns die schöne Hajjah Fatimah Moschee angeschaut und sind an riesigen Stoffgeschäften vorbeigekommen, wo Heikes Mama wohl in einen Kaufrausch verfallen wäre ;-).
Immer mit dabei war die unglaubliche Hitze und Schwüle, wie wir sie selten an einem asiatischen Ort erlebt haben und uns so krass von Singapur auch nicht in Erinnerung war. Es war konstant einfach nur heiß und wir schwitzen bei jedem noch so kleinen Schritt. Selbst der Abend und die Nacht brachten keine Abkühlung und so vermieden wir schon bald jeden unnötigen Weg und flüchteten wo es nur ging in klimatisierte Räume, Busse und Bahnen. So schön und toll Singapur als Stadt auch sein mag: Wir können uns nicht vorstellen, in so einem Klima ohne fühlbare Jahreszeiten länger zu überstehen.
Und noch mehr Superlative hatte Singapur für uns zu bieten: Die sechs Tage waren zum einen die heißesten, die Nächte zum anderen wohl auch die lautesten während unserer gesamten Reise. Sowohl im Hostel als auch später im Hotel, in das wir nach drei Nächten umgezogen sind, drang der Straßenlärm so ungehindert in unsere Zimmer, dass wir auch gleich direkt auf selbiger hätten schlafen können. Weniger der Verkehrslärm war das Problem, sondern die bis ins Morgengrauen zechenden Singapurer brachten uns um unsere verdiente Nachtruhe. Nur einmal war „Ruhe“, nämlich dann, als nach Mitternacht ein ordentlicher tropischer Regenguss niederprasselte und nur noch dieser zu hören war. Aber auch diese Nächte gingen vorbei und dank Oropax (mein Gott, was würden wir ohne sie machen!!!) haben wir sie trotzdem irgendwie überstanden.
Singapur ist im Vergleich wohl die westlichste Stadt Südostasien. Viele der Dinge, die andere südostasiatische Städte auszeichnen, fehlen hier völlig, zb Essenstände an jeder Ecke, die charmante Schmuddeligkeit oder Billigläden ohne Ende. Klar, hier und da gibt es sicher auch das, aber meistens sieht man kaum einen Unterschied zu einer beliebigen anderen westlichen Stadt. Unsere Unterkünfte lagen diesmal im Osten der Stadt im Viertel Geylang, und das was früher Rotlichtviertel war hat noch nicht ganz den asiatischen Charme verloren und wir haben uns hier inmitten der Strassenlokale (trotz des nächtlichen Kraches!!) und der nicht ganz so blankpolierten Straßenzüge sehr wohlgefühlt.
Geylang ist wohl auch eines der Durian-Zentren Singapurs (und Singapur selbst das weltweite Haupthandelszentrum der Frucht). Überall riecht es durchdringend nach der „Königin der Früchte“, die bekannt ist für ihren strengen Geruch oder besser Gestank, den man schwer beschreiben kann sondern selbst einmal gerochen haben muss. Nicht umsonst gilt ein strenges Verbot für das Mitführen von Durians in Hotels oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Schmecken tut diese Frucht jedoch ausgesprochen gut und in der Nähe unserer Unterkunft gab es einige Durianrestaurants, wo die Singapurer zusammenkommen, um ausschliesslich diese Frucht zu verspeisen. Logisch, dass wir auch endlich mal probieren wollten, denn das haben wir bisher noch nicht gemacht. Heike fand das weiche Innere der Frucht zwar zunächst ungewohnt aber durchaus lecker, Robbe hat es dagegen gleich wieder ausgespuckt :-). In jedem Fall kann Heike bestätigen, dass Durians tatsächlich nicht leicht bekömmlich sind, trotz der kleinen Menge an Frucht hatte ihr Magen danach ganz schön zu tun..
Am 6. Juni ging es dann pünktlich zum Start der EM in das Land Asiens, wo die Fußballbegeisterung wohl am größten ist – nach Indonesien. Unser erste Station hier ist die wunderschöne Insel Bali!
Wir haben die Zeit in Singapur mit all den Annehmlichkeiten einer Großstadt sehr genossen, waren jedoch auch froh, endlich in ein angenehmeres Klima zu wechseln und nicht bei jedem Schritt einen Schweissausbruch zu bekommen. Seit unserem letzten Besuch 2008 hat sich in der Stadt viel getan und vor allem die Marina Bay und die Skyline der Stadt sind für uns mittlerweile eine der schönsten Stadt-Gegenden, die wir auf unseren Reisen erlebt haben. Im Gegensatz dazu haben wir jedoch auch wieder besondere Tempel besucht, die die Modernität der Stadt ein stückweit relativieren und auch diesmal wieder besondere Erfahrungen für uns bereithielten. Trotz des stark westlich anmutenden Charakters hat sich Singapur also auch noch andere Gesichter bewahrt, die zusammengenommen einen Besuch in jedem Fall sehr lohnenswert machen!
Coming next: Eat – Football – Love auf Bali
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Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!
Wilhelm Busch